Tag 11 - Ankunft auf Koh Lanta


Wieder einmal empfängt mich eine Armada an Taxifahrern als ich, nun jedoch deutlich entspannter als bei meiner Anreise am Phuketer Flughafen, lässig zu meinem Backpack am Pier schlendere, der bereits elegant durch das kooperative Miteinander der Bootscrew vom Long Rail auf das Pier bugsiert wurde. Da er gleich einem fetten Maikäfer auf dem Rücken ruht, hätte ich ihn beinahe nicht erkannt. Ein kurzer Blick in eines der Fächer: Jep, das meiner!

Mit lächelndem Blick und dem festen Ziel alle Taxifahrer zunächst mit einem freundlichen "No, thanks, just want to relax a little" abzuspeisen, laufe ich durch das Empfangskomitee, das sich wie wild auf die Neuankömmlinge stürzt. Eine Taxi-Lady folgt mir, sie ist hartnäckig, ich komplementiere mich weiter durch das Tumult und entdecke auf der rechten Seite ein Cafe. Es ist ein schöner Ort mit viel Flair und wenig Gemeinheiten zum Pier in Kho Phi Phi, das wir vor rund zwei Stunden verlassen haben. Mit einem Americano auf Ice lasse ich mich auf eine der gemütlichen Bänke sinken, meinen Backpack unweit neben mir. Im Augenwinkel sehe ich, wie mir die Taxi-Lady bis zum Cafe gefolgt ist und mir nun mit ihrem Schild in der Hand unsicher entgegenblickt. Hartnäckigkeit, sehr gut! Ich lächle, sie kommt näher. Nochmals erkläre ich, dass ich zunächst einmal in Ruhe meinen Americano trinken werde. "You don't have to wait for me. Sure  you find other guests", sage ich, da es mir wirklich unrecht ist, wenn sie meinetwegen mögliche andere Kunden verlieren könnte. "Maybe later", antwortet sie. Ich antworte "Maybe" und wir beide lächeln. 
Da sie rund 10 Minuten später immer noch in unmittelbarer Nähe steht, gebe ich mich geschlagen. Eigentlich hatte ich vor die 35 Minuten zu Fuß zu gehen, was die durch Wolken gedrosselten Temperaturen ohne Weiteres zugelassen hätten. Als ich rund weitere 5 Minuten später im Beiwagen ihres "TukTuk'" sitze - wobei ihr Gefährt im Grunde einzig aus Roller und Beiwagen bestand, bin ich froh nicht laufen zu müssen. Wir prettern los. Vor mir befindet sich nichts, keine Tür, keine Halterung. Eine Vollbremse und ich würde mitsamt meinem Backpack (wenn dann, hoffentlich engelsgleich) aus dem Beiwagen gleiten. 


Alles geht gut, sicher bringt sich mich zu meiner Unterkunft, einem kleinen Ressort mit Privatstrand. Für den mickrigen Preis bin ich überrascht, wir komfortabel und unbestreitbar schön diese Anlage gehalten ist. Eine gut gelaunte Waranya erwartet mich. "You are Silas". Es klingt wie ein Ausrufesatz. Sie wissen, dass ich komme.

Der Tag vergeht wie im Flug. Ebbe und Flut haben den Strand fest in der Hand. Bei Ebbe - so ab ca. 15 Uhr - erstreckt er sich in einer Weite, die ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Ich streife meine Schuhe über und beginne zu laufen. Das Joggen ist bei rund 32 Grad in diesem Klima mit dem Deutschen nicht zu vergleichen. Nach 30 Sekunden klebt mein Runningshirt an mir, ein herrliches Gefühl, weil ich weiß, wie intensiv das Training bereits jetzt für meinen Körper ist. Der Weg zum Wasser auf meiner linken Seite erscheint ewig, da die Gezeitenkräfte selbiges tief in den Ozean zurückgezogen haben. Was freigelegt wurde, ist eine wunderschöne Landschaft aus Sand, vereinzeltem pechschwarzem Gestein und einer Vielzahl an unterschiedlichem Getier, dass die seltsamsten Muster im Sand zurücklässt. Bemüht nicht auf die Vielzahl an krabbelnden Tieren, wurmähnlichen Schlupfbewohnern und Insekten zu treten, überwältigt mich dieses Naturschauspiel. Wie atemberaubend unsere Erde doch ist.



Nach einem sehr leckeren Pad Thai in einem kleinen Restaurant am Strand falle ich erschöpft ins Bett, nicht wissend, was mich diese Nacht noch erwarten würde. 

1:15 Uhr: Ich wälze mich von links nach rechts. Bisher war ich von der Schlagkraft der Moskitos größtenteils verschont geblieben, doch jetzt fühlt es sich an, als würde alle paar Sekunden einen neuen Angriff starten. Absoluter #lifehack hier unten ist der Einsatz von in Signalfarben gehaltenem und vernichtend aussehendem Anti-Moskito-Raumspray, das es in jedem 711 zu kaufen gibt. In meiner Situation jedoch eher ungeeignet, da man nach großzügigem Verteilen umgehend den geschlossenen Raum verlassen sollte, um nicht der Ohnmacht anheimzufallen. Sprühen und gleichzeitiges Öffnen der Fenster ... na ja, man trägt auch kein Sand an den Strand.

2:30 Uhr: Zunehmend genervter sinke ich von Halbschlafphase zu Halbschlafphase. Die Moskitos sind nicht mehr meine größter Herausforderung. Für einen kurzen Moment habe ich die Befürchtung, dass Juri zurück ist und das Zimmer neben mir gebucht hat. Der wird sein herrliches Plätzchen am Beach von Phuket nur schwerlich aufgegeben haben, schießt es durch meinen Kopf. Dennoch ist die laute Musik und das Stimmengewirr äußerst nahe. Plötzlich sitze ich senkrecht im Bett. Na klar "Qatar Airways!" Wer den Zusammenhang noch nicht erkannt hat, ich habe keineswegs vor, das Land wieder zu verlassen. Vielmehr erinnere ich mich daran, dass ich ein "Frischmach-Set" auf meinem Sitz vorfand, als ich meinen 21h stündige Reise von Frankfurt aus begann. Nach kurzem Suchen hielt ich sie in Händen. Knallgelbe Ohropax - meine Rettung!

04:30 Uhr: Einer der gummiähnlichen Dinger muss mir wohl im Schlaf aus dem Ohr gekegelt sein, sodass mich das Hundegebell direkt vor meinem Fenster abermals senkrecht im Bett stehen lässt. Kurzerhand denke ich darüber nach das Tier mit meinem Taschenmesser zu skalpieren. "Da kann der Hund ja nichts dafür", antwortet meine analytische Gehirnhälfte. Ich sinke zurück in die Kissen und verbringe die nächsten 20 Minuten damit dem Gebelle und Gejaule zweier oder mehrere auf- und abwärts pesender Raubtiere zu lauschen. 

06:00 Uhr: Schlaftrunken klingt der herrliche morgendliche Gesang des Muezzin an meiner Ohren. Resignierend frage ich mich, wie ich mir diese Nacht durch falsches Spiel meiner Gedanken und Gefühle zusammenmanifestiert habe und falle grinsend zurück in den Schlaf.

09:00 Uhr: Dieser Ausblick lässt mich jegliches Ereignis der Nacht vergessen:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vipassana - Der Tag in einem buddhistischen Kloster

Ankunft in Phuket

Eine Erkenntnis nach drei Wochen der Reise